500 Jahre Kirche Dürnten
Ausstellung im Eingangsbereich der Ortskundlichen Sammlung im Tannenbühl
Die Ausstellung ist offen, wenn die Sammlung offen ist. Das nächste mal am 13. Juni 2021 von 9 - 11 und von 14 - 16 Uhr.
Seit einem halben Jahrtausend steht die Kirche Dürnten, so wie wir
sie heute kennen, mitten im Dorf. Doch bereits ums Jahr 750 gab es
hier eine noch viel kleinere Vorgängerin im Karolingischen Stil, auf
die zwischen dem 10. und 12. Jahrhundert ein Romanischer Bau und um
1390 eine Kirche im Hochgotischen Stil folgten.
Direkt am Jakobsweg gelegen, war die Dürntner Kirche eine Landmarke
für die schon damals zahlreichen Pilger, die vom Bodensee nach
Einsiedeln wanderten. Aber auch die Leute aus Fägswil, Ferrach
(heute Rüti), Erniswil, Schlatt, Tobel und Tal (Hombrechtikon),
Rickenbach und Mettlen (heute Wald) waren in Dürnten kirchengenössig;
die Wolfhausener gar bis 1811.
Der für Dürnten zuständige Abt Klauser vom Kloster Rüti veranlasste
schliesslich den Bau des heutigen Gotteshauses, das von 1517 bis
1521 entstand. Während Klauser den Chor und seine Ausschmückung
bezahlte, mussten die Einwohner von Dürnten für das Kirchenschiff
aufkommen, was für die mehrheitlich arme Bevölkerung bedeutete, dass
sie selber die schweren Arbeiten verrichten mussten.
Klauser bestimmte den ersten Priester, den Klosterbruder Ulrich
Zingg.
1525 wurde Zürich reformiert. Die Klöster hob man auf, aus den
Kirchen wurden alle Heiligenstatuen und die Altäre entfernt und die
Dürntner Chormalereien weiss übertüncht. Ulrich Zingg trat zum
Protestantismus über und wurde als erster reformierter Pfarrer in
Dürnten eingesetzt.
In unserer kleinen Ausstellung zeigen wir Ihnen Bilder der Kirche
aus verschiedenen Jahrhunderten, Fotos der Wandmalereien im Chor,
Fotos des geschnitzten Frieses im Hauptschiff und verschiedene
Gegenstände.
Bilder zur Gesichte der Kirche Dürnten
1716
Diese älteste Darstellung der Kirche Dürnten wurde von Heinrich Meister gezeichnet. 1700 wurde er in Stein am Rhein geboren, studierte an der Universität Zürich Theologie und war bereits mit 19 Jahren ordinierter Pfarrer. Drei Jahre vorher hat er 28 Zeichnungen von Kirchen «nach der Natur» gemacht. Er amtete zuerst im Kanton Bern, dann in verschiedenen französischen Gemeinden und wurde gar Hofprediger bei einem Grafen, bevor er schliesslich als Pfarrer in Küsnacht wirkte. Er starb im für damalige Zeiten hohen Alter von 81 Jahren. Ob er auch dann noch Kirchen gezeichnet hat, weiss man nicht.
1768
Auf dieser Zeichnung sieht man deutlich die Kirche mit dem
Käsbissenturm mit nur einem Zifferblatt, das Pfarrhaus, damals noch
mit sichtbaren Riegeln und einem grossen Garten. Dazwischen ein
stattlicher Baum- eine «Urgrossmutter» der heutigen Pfarrhauslinde?
Ganz links das Beinhaus in der Friedhofmauer, welches zehn Jahre
später zu einem Schulhaus umfunktioniert wurde. Darin gingen die
Kinder aus Dürnten und den Gemeinden, die in Dürnten kirchengenössig
waren, zum Unterricht. Zum Teil hatten sie unglaublich lange und zum
Teil auch gefährliche Schulwege. Zum Beispiel durchs dunkle
Tannertobel oder entlang dem damals noch moorigen Ried mit dem
Possengraben- eben, dem «Bösen Graben».
1817 wurde das Beinhaus abgerissen und an seiner Stelle ein neues
Schulhaus errichtet. Später wohnte im Arzthaus (heutiges altes
Gemeindehaus 1) Doktor Johannes Hotz. Er fand das Schulhaus beim
Friedhof nicht mehr zeitgemäss und schenkte 1863 der Gemeinde
Dürnten das Schulhaus Schuepis an der Schneehaldenstrasse.
1845
Dieses idyllische Bild des Dürntner Dorfkerns entstand in einer
bewegten und unsicheren Zeit: Zwei Jahre später würde die letzte
kriegerische Auseinandersetzung im Land stattfinden, der
Sonderbundskrieg zwischen den liberalen (reformierten) und den
konservativen (katholischen) Ständen. 1848 wurde schliesslich der
Schweizerische Bundesstaat in seiner heute noch bestehenden Form
gegründet.
Im Vordergrund des Bildes erkennt man das stattliche Haus von Doktor
Hotz. Sein Garten ist eher ein Park mit gewundenen Wegen, während
der ebenfalls eindrückliche Pfarrgarten streng geometrisch angelegt
ist.
Vis-à-vis des Doktorhauses führt eine steinerne Bogenbrücke über den
offenen Dorfbach gegen die Schneehalde und Hinwil. Als Pfarrer
amtete zu der Zeit Leonhard Stierli, der als Redaktor des
musikalischen Teils des neuen Kirchengesangbuches bekannt wurde.
1864
Eine erste Fotografie! Im Pfarrhaus wohnte damals Pfarrer Johann
Caspar Scheller, der Schwager von Doktor Hotz. Auch er erwies sich
als äusserst spendabel, indem er in der Kirche zwei gusseiserne Öfen
installieren liess, für die Pfarrhausrenovierung aufkam, dessen
Riegelfassaden nun unter einem damals als nobler geltenden Verputz
verschwanden, und 1886 schliesslich spendete Scheller auch noch
einen neuen Glockenstuhl mit vier harmonisch aufeinander
abgestimmten Glocken.
Auf dem Kirchturm ist ein bewohntes Storchennest zu erkennen und bei
dem kleinen Bäumchen im Pfarrhof könnte es sich um die mächtige
Linde von heute handeln.
In jenen Jahren ging der Schieferkohlenabbau auf dem Binz- und
Oberberg langsam zu Ende.
1866 entstanden zwei Quergiebel am ehemaligen Käsbissendach des
Turmes. Nun konnten vier Zifferblätter angebracht werden- abermals
ein Geschenk des Doktors!
2021
Eine Aufnahme aus derselben Perspektive wie das obere Bild zeigt das Pfarrhaus ohne Waschhäuschen, dafür mit Garage und Terrasse.
1897
Die Westfassade der Kirche lässt nur durch zwei kleine Fensterchen
Licht ins Innere dringen. Dafür hat sich am Turm einiges geändert:
Ein neues Uhrwerk wurde eingebaut und an den Zifferblättern zeigen
nun je zwei Zeiger die genaue Zeit an. Das hat sicher mit der
fortschreitenden Industrialisierung der Umgebung zu tun: Die
Arbeiter mussten pünktlich in den Fabriken erscheinen!
Die Baumwollzwirnerei des Emil Wegmann entstand in Edikon, Seide
wurde in der Zwirnerei der Gebrüder Bosshard (heute Klangmuseum)
behandelt. Daneben gab es im Dorf etliche Stickereikeller, für die
jeweils die Zimmerdecken im Untergeschoss angehoben wurden, um mehr
Licht für die feine Arbeit zu haben. Heute noch sichtbar z.B. bei
der ehemaligen Handlung Schneider an der Edikerstrasse gegenüber der
«Sonne» (heute Velogeschäft Rechsteiner).
A propos Licht: Beim Dorfbrunnen sieht man eine der Gaslaternen, die
jeweils vom Nachtwächter angezündet und auch wieder gelöscht wurden.
1901
An der Westwand gibt es nun drei Fenster: Ein rundes in der
Wandmitte und darunter zwei neugotische Langfenster.
Nachdem während Jahrhunderten ein Vorsänger (meist der Schulmeister)
den Gottesdienst musikalisch begleitet hatte, baute man 1901 die
erste Orgel auf der Empore ein.
In den 30er-Jahren kam die nächste Orgel in den Chor zu stehen, was
dessen feine Struktur kaum mehr sichtbar machte.
Bei der letzten Innenrenovation von 1979 bis 1981 wurde der Standort
glücklicherweise wieder geändert. Die schön gestaltete heutige Orgel
steht nun wieder auf der Empore und der Chor mit seinen
wiederentdeckten Schätzen wirkt heiter und festlich – wie vor 500
Jahren!
1930
Wie gemütlich ist es hier auf dem Platz vor dem Dorfbrunnen! Man kann sich kaum mehr vorstellen, dass hier Menschen einen ruhigen Schwatz abhalten und die Kinder spielen konnten. Abgesehen davon, dass die Kinder von heute eher Fussball spielen als Reigen tanzen würden! Ernst Amacher, geboren 1884 in Hinwil, gestorben 1980 in Zürich, zwischen 1911 und 1930 Pfarrer in Dürnten, schrieb nicht nur Predigten, sondern auch Gedichte und Romane, sowohl in Schriftdeutsch als auch in der Mundart. In seinem Buch «S’gaht fürsi» erinnert er sich an seine Dürntner Zeit. Sein Hauptwerk ist die zweibändige Erzählung «Die Saat der Freiheit» und schildert das Schicksal eines einfachen Oberländers zwischen 1777 und 1830.
1958