Ein Stück Dürntner Schieferkohle aus dem Zürichsee
Ausstellung im Eingangsbereich der Ortskundlichen Sammlung im Tannenbühl
Im 18. Und 19. Jahrhundert wurde in Dürnten am Ober- und am Binzberg
Schieferkohle abgebaut. Stücke davon findet man in der Sammlung im
Dachgeschoss. Der grosse «Mocken» hat aber eine besondere
Geschichte:
Um 1860 verliess in Feldbach ein Ledischiff den Hafen, welches eine
grosse Ladung Schieferkohle über den See transportieren sollte. In
einem Sturm ging das Schiff jedoch vor Wädenswil unter, wo es vor
einem Jahr durch die «Archeo-Divers» entdeckt wurde. Das Wrack
bleibt unangetastet, aber ein Stück der Fracht schenkten die Taucher
der Ortskundlichen Sammlung. Mit grosser Wahrscheinlichkeit stammt
es aus Dürnten.
Sensationeller Fund im Zürichsee: Ein Wrack mit Schieferkohle aus Dürnten?
Taucher melden den Fund eines im 19. Jh. untergegangen Ledischiffes. Die Ladung Schieferkohle ist vollständig erhalten.
Im Zürichsee liegen dutzende Wracks
Die Swiss Archeodivers unterstützen die archäologischen Dienste und bieten Weiterbildungsveranstaltungen für Sporttaucher an. Im Zürichsee liegen dutzende von Wracks aus verschiedenen Epochen. Die Divers suchen, orten und dokumentieren diese.
Eine ganze Ladung Schieferkohle
Kürzlich gelangte Alderich Uhr von den Archeodivers an die Ortskundliche Sammlung mit der Bitte um Unterstützung bei der Suche nach der Herkunft der Ladung Schieferkohle. Das Ledi, welches die Ware transportierte, sank in der zweiten Hälfte des 19. Jh. vor Wädenswil. Sind Dokumente vorhanden, die belegen, dass die Kohle vom Ober- oder vom Binzberg via Schirmensee bei Feldbach nach Wädenswil hätte verschifft werden sollen?
Stammt dieses Stück Schieferkohle von Dürnten?
Der Besuch der Archeodivers in Dürnten kann das Rätsel der Herkunft nicht ganz lösen. Wir können verschiedene Hinweise geben. Walter Baumann hat den Abbau der Kohle am Binz- und am Oberberg erforscht und weiss, wann wo abgebaut wurde und wohin die Ware geliefert wurde. Einer der Bergwerksleiter führte minutiös Buch darüber, wem er wie viel Kohle verkaufte. Leider geht aus den Aufzeichnungen nur hervor, wem er die Ware verkaufte, nicht wer der Endkunde war. Die Kohle auf dem Wrack könnte auch aus dem Bergwerk bei Uznach stammen.
Kann unser Schieferkohlestück konserviert werden?
Seit etwa 150 Jahren befand sich dieses Stück Schieferkohle auf
einem Wrack im Zürichsee. Durch das Wasser und die grosse Tiefe im
See blieb es so erhalten, wie es abgebaut und transportiert worden
war. Würde sich der Brocken nicht ständig im Wasser befinden, würde
er innert Tagen austrocknen und zerfallen. Im Gegensatz zu
Braunkohle (Käpfnach) oder Steinkohle ist der Verkohlungsprozess bei
Schieferkohle noch nicht abgeschlossen. Teilweise finden sich noch
Teile darin, die an Äste oder Wurzeln erinnern. Beim Trocken würden
diese herausfallen und der Rest in kleine Stücke zerbröseln.
Zurzeit befindet sich die Kohle in einer Garage und wird nur an den
offiziellen Öffnungszeiten in der Winde des Schulhauses Tannenbühl
gezeigt. Das Wasser muss immer wieder sorgfältig erneuer werden.
Eine solche Behandlung können wir auf Dauer nicht aufrecht erhalten.
Darum suchen wir nach einer Möglichkeit das Fundstück zu
konservieren. Nichts einfacher als das! Das Museum Wetzikon ist Teil
des Weltkulturerbes Pfahlbausiedlungen. Lagen diese nicht teilweise
im Wasser? Richtig! Also hat man dort das Knowhow um feuchte
Holzfunde zu konservieren. Weit gefehlt. "Bitte wenden Sie sich an
das Sammlungszentrum des Nationalmuseums in Affoltern am Albis!",
war die Antwort aus Wetzikon. Logisch! Wenn sich jemand mit
irgendeiner Form von Konservierung auskennt, dann wohl die nationale
Institution. Naja, man könnte schon, das würde aber sehr teuer
werden, weil es keine Erfahrungswerte gibt. Man müsste sich
einlesen, Versuche starten, sich austauschen und hätte doch keine
Garantie, dass sich unser Kohlestück nicht doch in 20 - 30 Jahren
zersetzen würde. Sind wir die einzigen, die so etwas erhalten
wollen? Eine Recherche im Internet lässt die Hoffnung wieder
aufkeimen: Forschungsarbeit:
"Untersuchung verschiedener Konservierungsmethoden auf erdfeuchtem
bis nassem archöologischen Gagat und anderen Kaustobiolithen" Sabine
Brechbühl, 30. September 2005. Was ist Gagat oder ein
Kaustobiolith? Beim Überfliegen des Textes merke ich, dass unsere
Schieferkohle auch in diese Kategorie passt.
Doch Sabine Brechbühl hat nicht die ultimative Konservierungsmethode
gefunden, sondern hat Ideen und Möglichkeiten aufgezeigt, wie
weiter geforscht werden müsste. Was rät Sie uns? Tatsächlich finde
ich sie beim Archäologischen Dienst Bern und kann mit ihr sprechen.
Ihre Versuche liegen nun schon mehr als 15 Jahre zurück und eine
erneute Untersuchung hat gezeigt, dass selbst die mässig
euphorischen Schlussfolgerungen von damals etwas zu
optimistisch waren. "Wenden Sie sich an das Sammlungszentrum des
Nationalmuseums oder an eine Konservatorin, welche sie auf der Seite
des Berufsverbandes finden!"
Über mehrere Stationen geht es dann weiter: Zu Konservatoren, zum
Sammlungszentrum usw. Endlich finde ich jemanden in Konstanz, der es
zumindest versuchen will, unser Schieferkohlestück zu konservieren.
Wir müssen ein kleines Stücklein vom Original und weitere Bruchteile
von anderen Stücken einschicken, damit er Versuche machen kann. Noch
haben wir nichts von ihm gehört.
Wir halten Sie auf dem Laufenden.